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Schlankheit durch OutdoorCoaching von Wilfried Vogelbusch, Dipl.Psych.Psychologen
Die Motive zum Dickwerden oder Dickbleiben sind bei jedem Menschen unterschiedlich kombiniert. Es gibt viele. Sie sind größtenteils unbewusst, d. h. man will sie gar nicht wissen, aus unterschiedlichen Gründen. Manche wollen nicht einmal wissen, dass sie zuviel essen. Das macht das Abnehmen erst richtig schwer, bei vielen gar unmöglich. Viele Dicke erfinden lieber Ausdrücke wie „Wohlfühlgewicht“ oder versehen sich mit einer imposanten Selbstgefälligkeitsausstrahlung (was immer noch günstiger ist, als sich zu verstecken).
Wovon wird oder bleibt man dick? - vom Essen (aber nur als Folge anderer Gründe) - von Bewegungs-Gewohnheiten (oder Unbeweglichkeits-Gewohnheiten) - von konstitutionellen Voraussetzungen (Gene oder frühe Einflüsse) - von mangelndem Selbstwertgefühl - von großem Schutz.-, Wärme- und Beharrungsbedürfnis - von existenziellen Ängsten, Sucht und Gier - von Verlust- und Trennungsängsten - von der individuellen Art, mit Stress und Unruhe umzugehen - vom Mangel eigener umfassender Körperwahrnehmung innen und außen - von Aggressionen gegen die eigene Person - von Aggressionen gegen die Umwelt und von Sozialphobien - von Resignation und der Fixiertheit an nichterfüllbaren Schönheitsidealen - von der Entfremdung eigener Motive und Affekte mit dem Gefühl, fremd gesteuert zu sein - von der Angst, vertraute Gewohnheiten und Selbstbilder aufzugeben - vom Denken in Polaritäten (Extremen): "Wenn ich schon keine Schönheitskönigin oder Adonis sein kann, dann will ich eben potthässlich aussehen" - von der Umlenkung anderer Süchte (z. B. Nikotinentzug)
Meist kommen etliche Faktoren bei einem Menschen zusammen. Die Nahrungsmenge ist nie der einzige Grund zum dick werden, eigentlich ist sie überhaupt kein Grund, sondern eine Folge der anderer Ursachen. Einige dieser Momente beeinflussen sich gegenseitig. Es sind Verhaltensprogramme, die sich fast immer bereits in der frühen Kindheit fest einprogrammiert haben, auch wenn das Übergewicht oft erst in späterem Alter eintritt. Dick sein oder dick bleiben ist deshalb eine vielfältig motivierte Schutzreaktion, die zunächst sehr viel Verständnis erfordert. An der Vielzahl der Faktoren lässt sich leicht erkennen, wie aussichtslos es ist, ausschließlich beim Essen anzusetzen. Nur bei einem respektvollen Umgang mit den wirklich wesentlichen Bedingungen besteht die Chance einer Veränderung. Entsprechend verständlich wird dadurch die Tatsache, dass noch niemand ausschließlich durch Diät dauerhaft schlanker geworden ist. Der Gewinn des Dickbleibens oder der Rückkehr zu alten Gewohnheiten und Einstellungen ist schlicht zu groß, und der Verzicht bringt mehr Frustration als neue Gewinne ein.
Wovon wird man nicht dauerhaft schlank? Nicht dauerhaft schlank wird man von Diäten. Wie andere gesellschaftliche Produktionszweige auch, spekulieren die meisten profitträchtig propagierten Diäten auf Suchteigenschaften der Konsumenten: sie versprechen, ohne große Mühe, sogar noch mit Lustgefühlen, schlank zu werden, oder mittels Drogen in Form von Schlankheitspillen. Man findet Slogans wie "Ess dich schlank" oder "Essen gehen, um abzunehmen". Null-Diät ist nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen eher eine Quelle zum dicker werden und trainiert bestenfalls die Disziplin, für einige Zeit abstinent sein zu können. Einen Gewinn davon haben in jedem Fall die dazu notwendigen begleitenden Ärzte. Wanderungen mit Heilfasten bringen per se auch keinen Schutz vor dem berühmten Jojo-Effekt, bewirken allerdings manchmal Einstellungsänderungen, die eine neue Lebensweise ermöglichen und vielleicht dadurch Effekte zeitigen. Das Wandern ist immerhin ein Aktivitätsmoment, das über den bloßen Konsum oder das passive etwas –bleiben-lassen hinausgeht. Joggen, Nordic Walking und alle anderen potentiell geeigneten Sportarten bringen Effekte, wenn sie langfristig betrieben werden und zu einem grundsätzlich anderen Gefühl von Bewegungsmotiviertheit, Körpergefühl und Selbsteinstellung führen. In diesem Fall kann man durch Sport sogar die Ernährungsgewohnheiten und den Grundumsatz im Stoffwechsel verändern. Wenn man sich allerdings langfristig ausschließlich dazu zwingen muss, ohne Bewegungslust und Körperwahrnehmung zu entwickeln, bedeutet Sport eine zusätzliche Quälerei und ein zusätzliches Gefühl von Fremdbestimmtheit und Getriebenheit und wird schnell wieder aufgegeben (was aus gesundheitlicher Sicht dann auch richtig ist).
Was kann OutdoorCoaching beitragen zur Gewichtsreduzierung OutdoorCoaching schafft den Rahmen für Erlebnisse, Selbsterleben, Selbstwahrnehmung, Körperbewusstsein, selbst bestimmte Ziele und Herausforderungen. Antriebslähmung und Resignation können hier umgewandelt werden in das richtige Wechselspiel von zielgerichteter Aktivität und Entspannung. Da die Aktivitäten des OutdoorCoaching immer in Beziehung zu einem oder mehreren anderen Menschen stattfinden, andererseits eigene Motive, Ziele und Bedürfnisse in selbständigen Aktionen ebenfalls dazu gehören, können Menschen hier ihre eigene Individualität als auch ihre sozialen Beziehungen neu erleben und so ihr Identitätsgefühl deutlich erweitern und spürbarer machen. Bei den Aktivitäten des OutdoorCoaching erlebt man, sich realistische, überschaubare und selbstbestimmte Ziele zu setzen, und sich im Erreichen dieser Ziele seiner selbst bewusst zu werden. Die Illusion, im übermäßigen Konsum die Erfüllung seines Lebens zu finden, wandelt sich in die Erfahrung, aus sich selbst heraus erlebnis- und genussfähig zu sein.
Was bedeutet „Outdoor“? Outdoor bedeutet wörtlich etwa "vor der Tür", und meistens "unter freiem Himmel", aber nicht nur. Bei den von uns angebotenen Aktivitäten bedeutet "Outdoor" vor allem außerhalb der Türen der Orte, an denen man gewöhnlich seine angestammten Gewohnheiten pflegt, vergleichbar etwas mit Urlaub, der manchen Menschen eine alternative Form des Selbsterlebens und Verhaltens ermöglicht. Aber im Unterschied zum normalen Urlaub zielt OutdoorCoaching auf die Bewusstwerdung und Veränderung der wesentlichen, entwicklungshemmenden Alltagsgewohnheiten und den Transfer des neu Erlebten auf den normalen Alltag ab. Urlaube hingegen, ähnlich wie eine Kur, ermöglichen nur das zeitlich begrenzte, vom Alltag abgespaltene Anderssein, um danach noch für einige Zeit energetisch aufgeladen zu bleiben, bevor man zu seinen alten Mustern und Beziehungen zurückkehrt.
Methoden des OutdoorCoaching Im OutdoorCoaching gibt es eine Menge wirksamer Interventionsstrategien. Allen gemeinsam ist die körperliche Aktivität. Ebenfalls allen gemeinsam ist die Erfahrung, das Konsum nicht der Weg zum Glück ist. Außerdem erzeugen alle Outdoor-Aktivitäten ein Bedürfnis nach körperlicher Leichtigkeit, das dem (unbewussten) Bedürfnis nach körperlicher Schwere entgegensteht und den inneren Kampf oft gewinnt. Es gibt einige von uns durch Erfahrung bevorzugte Methoden des OutdoorCoaching. Dazu gehören - Ausdauersportarten (Laufen, Walking, Nordic Walking, Inline-Skating) - Klettern an künstlichen Kletteranlagen und am Naturfels - Wanderungen auf historischen Pfaden (Pilgerreisen) - alpine Wanderungen von Hütte zu Hütte und Hochtouren in Fels und Eis
Bei allen Sportarten sollte, um für die Gewichtsabnahme und die Persönlichkeitsentwicklung relevant zu werden, das Erleben verbal aufgearbeitet werden. Neben der Bewegungsbewusstheit und dem Körperempfinden ist wichtig, den inneren Dialog bewusst zu machen, z.B. über das Erleben, Denken, Wahrnehmen und die Beziehung zu sich selbst und zu anderen Menschen.
Ausdauersportarten Zweifellos baut man bei diesen Sportarten Kalorien ab. Wem die Sportarten aber keinen Spaß machen, der gibt sie ohnehin schnell wieder auf. Zwar sieht man immer mehr Jogger, Walker und Skater, aber die meisten nur für die Dauer eines Strohfeuers. Dicke trauen sich oft nur alleine zu joggen in menschenleersten Gebieten oder zu entvölkerten Tageszeiten bzw. Nachtzeiten, in denen der Körper und die Seele nur wenig Bereitschaft für Veränderungen haben. Sie ziehen bald wieder die Nichteinsamkeit der Quälerei vor. Viele rennen anfangs viel zu schnell los, um sich so übersäuert ein neues Unzulänglichkeitsgefühl zu verschaffen und die berechtigtermaßen als Quatsch beurteilte Aktivität wieder bleiben zu lassen. Ausdauersportarten im Rahmen des OutdoorCoaching dagegen beinhalten - Betreuung - Bewegungsanalyse - Orientierung auf Körperwahrnehmung - Aufarbeitung des inneren Dialogs (das, wie ein Mensch in sich über sich innerlich spricht) - Erörterung der Motive und Selbstzweifel und die - Reaktion auf andere Menschen und Umgebung. Ehrgeiz, Kränkungen und andere soziale Vergleiche können in Gespräch thematisiert, d. h. besprochen und ihres hemmenden Einflusses enthoben werden. Ebenso werden Ziele besprochen, wobei ein Ziel beispielsweise auch sein kann, zu lernen, langsamer zu laufen. Ziele sowohl körperlicher als auch mentaler Art werden so gesetzt, dass sie keine Quelle für Misserfolg, sondern erreichbar sind und auch Raum für Erlebnisse lassen. Auf die Weise realisiert man ein mehrdimensionales Erfolserlebniss, das Menschen in ihrer Lebendigkeit bestätigen, statt ihnen das Gefühl zu geben, lediglich durch Leistung mit knapper Not einer Bestrafung oder Demütigung entkommen zu sein.
Klettern Klettern an künstlichen Kletteranlagen sowie an echtem Fels ist jedem Menschen in seinem individuellen Schwierigkeitsgrad möglich. Klettern fördert immens die Körperwahrnehmung, das Balance-Gefühl und die Achtsamkeit. Das Gefühl, Höhen und Ängste überwinden zu können und Zielpunkte zu erreichen, überträgt sich bei vielen Menschen spontan auf das Alltagsleben. Hemmende Glaubenssysteme, Unzulänglichkeitsgefühle und Selbstzweifel treten ebenso zu Tage wie Erfolgserlebnisse und sind der Reflexion zugänglich. Mit Klettern entwickelt man nicht nur sein eigenes Selbstvertrauen, sondern auch das Vertrauen zu Mitmenschen und zur Umgebung. Die Verantwortung, einen Seilpartner zu sichern, stärkt oft auch das Vertrauen zur eigenen Person. Sich selbst von einem Partner sichern zu lassen, baut nach und nach Mißtrauen und sozialphobische Reaktionen ab. Das Verhältnis von Nähe und Distanz reguliert sich hierbei durch die gemeinsame Verbindung mit dem Kletterseil. sämtliche Ängste, die im Alltagsleben entwicklungshemmend auftreten, kommen im Klettern zum Vorschein, ebenso wie die offenen und noch nicht bewussten Ressourcen, die man zum Weiterkommen hat. Die Freude oder Faszination beim Klettern hat überdurchschnittlich viele Menschen motiviert, ihr Körpergewicht zu reduzieren, da hier am offenkundigsten spürt, wie jedes Kilo körperlicher Erleichterung das Weiterkommen fördert und: das Leichtigkeit nicht eine Bedrohung und ein Verlust, sondern eine Ressource ist.
Wandern auf dem Jakobsweg, Hüttenwanderungen im Gebirge Wanderungen auf den verschiedenen Jakobswegen, die letztendlich in Santiago de Compostella enden, sind keine gefahrenträchtigen alpinistischen Aktionen aber trotzden Herausforderungen. Aber auch Wanderungen auf alpinen Höhenwegen sind für normal konditionierte Menschen bewäligbar, trotz Übergewicht plus Rucksack. Bei einer zweiwöchigen Wanderung mit entsprechend "hochdosierten" Tagesetappen an der persönlichen Bewältigungsgrenze verliert man auf jeden Fall Fett, dass aber teilweise gewichtsmäßig wieder durch Muskelzuwachs ausgeglichen wird. Diese hier erzielte Gewichtsabnahme ist aber nicht das Wesentliche der Wanderung, sie entspricht lediglich dem, was man auch im Fitnessstudio erreichen kann bei täglichem Besuch 14 Tage lang. Die Erfahrungen beim Wandern sind vieldimensional und haben langfristigen Einfluss auf das Alltagsleben.
Einige der unzähligen lebensbeeinflussenden Erfahrungen sind: - der meiste Ballast, den wir durchs Leben schleppen (nicht nur Körpergewicht), ist zum Wohlfühlen überflüssig - Glücksgefühle, Freudegefühle, Befriedigung sind nicht primär durch Konsum erreichbar, sondern Folge von zielgerichteter Aktivität - Ziele werden täglich überschaubar selbst mitbestimmt und bewältigbar gesetzt und erreicht (statt unbewältigbarer Kilo-Mengen Körpergewicht zum Abnehmen) - der Unterschied zwischen fremdbestimmter, getriebener Zielerreichung (oder Scheitern, Verweigern, Resignation) und erlebbarem Weg wird erfahren - das Körperbewusstsein und Balance-Gefühl intensiviert sich - das Gehen wandelt sich von der Hektik zum Selbsterleben und zur Meditation - das Essen am Ende der Etape wandelt sich aus dem Bereich der Frustkompensation zu Genuss, Erlebnis, Lebensnotwendigkeit
Das alles sind Möglichkeiten zum dauerhaften Schlankwerden. Sie führen günstigenfalls dazu, dass der Zwang zum Schlankwerden nicht mehr im Vordergrund steht, sondern dass die Gewichtsabnahme ein Kollateraleffekt zum Wunsch nach mehr Lebendigkeit wird, Veränderungen gehen immer nur über Erlebnisse, nicht über Zwänge.
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