Die Psyche ist existent,
sie ist sogar die Existenz selber.
C. G. Jung

[GW 11, 27; Grundw. 4, 18]





Über Psyche zu sprechen, führt nicht selten zu eigenartigen körperlichen Verspannungen, hörbar vertieften Atemzügen und verschränkten Armen. Zugegeben, bei tradierten Männern kann das häufiger beobachtet werden, wo vielfach das Seelenleben etwas für 'Weicheier' und ''Warmduscher' ist. Auch chronisch Erkrankte fürchten nicht selten als 'Psychos' abgestempelt zu werden, nach dem Motto 'krank und selber Schuld'. Aber auch bei Ärzten erscheint dieses Thema mehr am Rande, wenn es überhaupt ins medizinische Weltbild passen soll. 'So was kommt von so was' - Ideen bestimmen häufig medizinisches Handeln. Auch wenn die Medizin von den wenigsten Erkrankungen die Ursachen kennt, so sind 'Medizinmänner' jedlicher Prägung versucht, Zusammenhänge durch Korrelation oder Therapiebeeinflussung allgemeingültig zu erklären. Ein gutes Beispiel dafür ist die Magenschleimhautentzündung, die lange Zeit der Psychosomatik zu Ansehen verhalf. Als eines Tages ein Erreger, der Heliobacter pylori, gastroskopisch bei Gastritispatienten nachgewiesen werden konnte, änderte sich nach anfänglichem Zögern die Zuordnung. Eine Erregerursache wurde postuliert, 2005 die Entdecker, Barry Marshall und John Robin Warren aus Perth, Western Australia, mit einem Nobelpreis belohnt, die Pharmaindustrie hatte ein Antibiotikum anzubieten und die Verdachtsmomente gegen den Heliobacter pylori wurden auf Mitbegünstigung bei Magenkrebs ausgedehnt. Multifaktorielle Krankheitsvoraussetzungen wie chronischer Stress für die Entstehung der Gastritis traten für die breite Öffentlichkeit zugunsten einer bakteriellen Ursache in den Hintergrund. Ausnahme bildeten nur die Medikamenten induzierte Magenschleimhautenzündung. Dass auch bei über 60 Prozent der Magengesunden bei Gastroskopien der Heliobacter pylori nachweisbar ist, verdeutlicht, wie entschlossen und produktnah Medizinzusammenhänge entstehen können. In solchen Momenten wird gern das Argument 'Wer heilt, hat recht!' strapaziert. Natürlich verbessert sich für den Patienten spürbar eine Entzündung der Magenschleimhaut, wenn gegen Erreger 'geschossen' wird. Das passiert jedoch auch, wenn Psychotherapie, die auslösenden Stressmomente reduzieren hilft, homöopathische Mittel über die Selbstregulationskräfte des Magens der Entzündung den Nährboden entzieht und Darmisufflationen mit Ozon die Abwehrleistungen des Immunsystems stärkt. Die Entscheidung für den Patienten könnte heißen:
"Entdecke ich die Seele als steuernden Bestandteil meines Körpers, so werden simple, monokausal gestrickte Medizinangebote mit Symptom unterdrückenden Maßnahmen und u.U. nebenwirkungsfördernden Begleiterscheinungen wenig attraktiv für mich sein. Nehme ich die Psyche und regulative Behandlungsformen ins Gesundungsgeschehen mit, beeinflusse ich nicht nur das Symptom, sondern verändere auch die Voraussetzungen." Wie Seele & Körper miteinander 'verbandelt' sind, können Sie obiger Grafik entnehmen.



" Diese Krankheit hat keine bestimmten Eigenheiten, sie nimmt die Eigenheiten dessen an, den sie ergreift. Mit einer somnambulen Sicherheit holt sie aus einem jeden seine tiefste Gefahr heraus, die vergangen schien, und stellt sie wieder vor ihn hin, ganz nah, in die nächste Stunde."
Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Die Bibliothek der Weltliteratur, S. 58526 (vgl. Rilke-SW Bd. 6, S. 766)