"Gegen Mitternacht suchte ich meine beiden liebenswürdigen Schwestern auf, die mich mit zärtlicher Ungeduld erwarteten; aber - ich muß es in aller Demut gestehen - der Kummer, den ich empfand, tat der Liebe Abbruch, trotz meiner vierzehntägigen Abwesenheit und Enthaltsamkeit. Ich hing unwillkürlich meinen Gedanken nach, und das Sprichwort 'Cazzo non vuol pensieri'* ‚ist unbestreitbar wahr. Ich tröstete sie mit der Versicherung, das würde vorübergehen und die verlorene Zeit ließe sich wieder einholen."
*'C azzo non vuol pensieri': Der Penis mag keine Sorgen (wörtlich: Il cazzo non vuol pensieri, ital. sprichwörtliche Redewendung im 18. Jh.).
Giacomo Casanova aus 'Geschichte meines Lebens' Sechstes Kapitel

Nicht jeder ist so souverän wie ein Casanova, wenn die erektive Potenz nicht stehen will. Nun unterscheidet den durchschnittlichen Mann nicht wenig von einem psychosexuell gebildeten Casanova. Sex verkommt in einer lautstark hechelnden Medienwelt nicht selten zu Leistungssport, wo der Mann sichtlich versagen kann, wenn er unfähig ist, Frau zu penetrieren. Wenn das dem gestressten Adam passiert, sein Gedächnis ihn daran hämisch erinnert, übermannt ihn nicht selten die Schleife sexueller Frustration. Darüber reden zu lernen, wird weitgehend noch als unmännlich empfunden und nicht selten fehlen den Kerlen psychosexuelle Beziehungskenntnisse. Da ist es schon einfacher, der Wiederholungsangst mit Viagra & Co zu begegnen als über Bedürfnisse und Erwartungen im sexuellen Kontakt zu sprechen. Es wundert da auch nicht, dass viele junge Männer schon dazu greifen und nicht nur, weil sie es der Frau besonders aufrecht und dauerhaft zeigen wollen. Ältere Männer, die zusätzlich herzkrank sind, fürchten sich vor tödlichen Nebenwirkungen bei der Einnahme von Viagra. Auf der '32. Jahrestagung der Akademie für Sexualmedizin' in Leipzig wurde sich dieses Themas angenommen. Fazit: auch wenn es statistisch eher unwahrscheinlich ist, heißt das noch nichts für den Einzelfall. Herzkranke, die Viagra & Co zur erektiven Stimulation nutzen wollen, sollten vorher zur kardiologischen Untersuchung eilen, um ihr individuelles Risikoprofil untersuchen zu lassen. Da Herzkranke täglich Medikamente einnehmen, ist es selbstverständlich, dass sie sich über mögliche folgenschwere Wechselwirkungen beraten lassen.