Timm: Sie beschreiben in Ihrem neuen Buch “Spontane Evolution“, warum die Dinosaurier ausgestorben sind. Aber welche Gründe liegen vor, dass Krokodile als Archosaurier („Herrscherreptilien“) bis heute überlebt haben? Bilden die Bereitschaft zur Aggression, Selbstbewusstsein, Selbsthilfe, Ich-zentriertes Anpassungsvermögen und fehlende moralische Vorstellungen die Kernfaktoren für das Überleben, die Langlebigkeit und Schutz vor Störungen des Immun-systems wie beispielsweise Krebs- oder Viren-Erkrankungen?
Lipton: Das Verhalten in unserer Gesellschaft beruht auf dem Glaubensgrundsatz von Charles Darwin, dass alles auf Gewalt basiert und wir uns immer im Überlebenskampf befinden. Aber das ist nicht wahr! Es ist sehr wichtig für unsere Gesellschaft zu realisieren, dass Darwin mit seiner Kernaussage „Überleben des Stärksten“ falsch lag. Ich möchte dies anhand eines Beispiels verdeutlichen: Es ist sicherlich richtig, dass ein Löwe eine Gazelle jagt und frisst. Aber wie viele Gazellen bewegen sich in der Herde? 200? Die meisten Gazellen laufen nicht um ihr Leben, wenn sie den Löwen bemerkt haben, wie er die Herde umkreist. Sie wissen, dass ihnen nichts passieren wird – und warum? Weil sie nicht die schwächsten Exemplare sind. Die einzige Gazelle, welche sich fürchten muss, ist die schwächste. Dies stimmt mit der ursprünglichen Evolutionstheorie von Alfred Russel Wallace überein, welcher von der „Eliminierung des Schwächsten“ sprach. Alfred Russel Wallace´s Theorie sollte aber nie die Anerkennung finden, weil Darwin, welcher aus der Oberschicht stammte, die vorliegende Theorie von Wallace übernahm, aber insoweit abänderte, dass die Oberschicht ihr Verhalten, sich nicht um die „normale Schicht“ kümmern zu müssen, rechtfertigen konnte. Die betriebenen Studien wurden der gesellschaftlichen Struktur angepasst. Zurück zu unserem Beispiel: Nachdem der Löwe die schwächste Gazelle erlegt hat, wird er sich die nächsten paar Tage ausruhen und keine weitere Gazelle jagen. Was aber bekommen wir im Fernsehen zu sehen? Den Löwen, der unablässig um die Herde kreist, und eine Gazelle nach der anderen jagt. Wenn Sie zwischen zwei Welten, entweder „Überleben des Stärksten“ oder „Eliminierung des Schwächsten“, auswählen könnten, in welcher Welt würden Sie leben wollen? Ich würde die Welt der „Eliminierung des Schwächsten“ bevorzugen, da es leichter ist, nicht der Schwächste zu sein als immer der Stärkste sein zu müssen, ständig in einem Wettstreit zu leben. Evolution basiert nicht auf Wettstreit, sondern auf dem Gegenteil – der Kooperation.
Timm: Krokodil vs. Menschlichkeit? Wenn die Menschen jederzeit in Frieden und Harmonie gelebt hätten, hätte es überhaupt eine Notwendigkeit für die Evolution gegeben?
Lipton: Da der Mensch über die Fähigkeit des Denkens verfügt, muss er die Notwendigkeit der Weiterentwicklung in der derzeitigen Situation erkennen. Wir können alle dasitzen und sagen, die Welt ist nicht wirklich gut im Moment. Aber wir werden an den Punkt kommen, an dem wir, wenn wir wie gewohnt die Dinge weiter und weiter aufschieben, alle sterben werden. Da wir aber intelligente Wesen sind, sollten wir jetzt beginnen, die Welt zu verändern. Unsere Regierungen unterstützen dies nicht, auch hier greift das Darwin-Prinzip der bevorzugten Rassen. Jedes Land hat seine eigenen bevorzugten Rassen und Rassen, die absolut abgelehnt werden. Darüber bekam das Buch von Darwin eine politische Dimension: „Töte sie, bevor sie dich töten“. So haben die Regierungen über das Buch ihre Politik und die Lebensgestaltung geschaffen. Aber Darwin lag falsch. Die Theorie ist nicht richtig, trotzdem wird sie bis heute gelehrt und die Gesellschaft ist darauf aufgebaut und orientiert sich daran. Gewalt in dieser Form ist nicht akzeptabel, insbesondere nicht, wenn man an der Spitze der Nahrungskette steht. Wir müssen die Geschichte ändern.
Timm: Essenziell für ein Leben in Harmonie ist die richtige Umwelt...
Lipton: Man muss lernen mit der Umwelt umzugehen und das ist das Problem mit den Menschen. An erster Stelle steht die Kirche, an zweiter Stelle die Wissenschaft. Die Kirche sagt, Gott hat die Welt erschaffen und der Mensch hat die Herrschaft über alles, so kann er tun, was immer er möchte. Die Wissenschaft sagt, der Mensch ist rein zufällig auf der Erde und kann insofern tun, was immer er möchte. Er ist nicht mit der Erde verbunden. Aber das ist falsch. Alles ist mit allem
verbunden, Pflanzen, Tiere und Menschen existieren gemeinsam als System. Es ist wie bei einer Wippe: Immer, wenn ein Organismus aus der Balance gerät, wird durch die Natur ein anderer hervorgebracht, welcher die Balance und damit die Harmonie wieder herstellen soll. Jeder neue Organismus muss mehr Macht haben, um die Balance wieder herstellen zu können. Der Mensch steht an der Spitze und kann allein durch sein Verhalten den Planeten zerstören oder aber bewahren. Wir müssen lernen, dass wir nicht ohne die Umwelt leben können, sondern dass wir überhaupt nur, um Harmonie in die Umwelt zu bringen, hier sind. Wie die Indianer sagen, wir sind hier, um den Garten zu hegen.
Timm: Lassen Sie uns einen Menschen ansehen, der aufgrund der Umstände in einer negativen Interferenz lebt. Ihrer Meinung nach findet eine Zelle zur Harmonie, wenn sie Harmonie empfängt und ein Mensch ist vergleichbar mit einer Zelle. Demnach müsste es möglich sein, die negative Interferenz in Harmonie zu wandeln.
Lipton: Ja.
Timm: Ist es nicht eher so, dass die Harmonie an der negativen Haltung abprallt?
Lipton: Wie in der Welt heute? Was meint, verstehen die Menschen ihre Beziehung zueinander und mit der Welt? Und die Antwort ist Nein. Die Wissenschaft hat den Menschen Informationen geliefert, aber die Informationen waren falsch, deswegen können die Menschen keine Harmonie in die Welt bringen. Würden die Kinder überall auf der Welt in dem Denken erzogen, dass wir alle Teil einer großen Familie sind, egal welcher Hautfarbe, könnten wir als eine große Familie leben. Es ist interessant, dass die Menschen gerade beginnen, darüber zu reflektieren, obwohl dieses Denken nicht in unsere Erziehung integriert ist. Die Menschen fangen an, sich zu fragen, warum sie in den Krieg gehen oder ihre Kinder in den Krieg schicken sollen, wo die Menschen auf der Welt doch gar nicht so unterschiedlich sind. Die Informationsversorgung und die Kommunikation über das Internet lassen die Menschen zusammenwachsen, es entsteht ein Bewusstsein. Die Regierungen stehen dem entgegen, weil es für ein Funktionieren der Gesellschaftsordnungen ein „mein“ und „dein“ braucht. Fragt man die Menschen, wird die große Mehrheit sagen, dass für ihr Leben etwas Essen, ein Zuhause, Sicherheit und vielleicht Arbeit von Wichtigkeit ist. Und warum können wir das nicht haben, wenn es doch die große Mehrheit möchte? Weil wir im Gegensatz zu den Machthabenden keine Macht haben. Weil uns die Wissenschaft unsere Macht entzogen hat: „Ich bin ein Opfer, ich kann dies nicht, ich kann das nicht. Wenn ich krank bin, kann nur der Arzt mir weiterhelfen.“ Diese Art des Denkens ist uns von Kindesbeinen an einprogrammiert über das Denken unserer Vorfahren. Die Art des Denkens muss verändert werden. Derzeit regiert das Geld die Welt, aber das Geld wird in naher Zukunft seinen Wert verlieren. Wir werden eine Inflation erleben, weil derzeit immer mehr Geld, insbesondere in den USA, gegen den wachsenden Schuldenberg gedruckt wird. Dann wird der über Macht verfügen, der ein Stück Brot oder ein Stück Land hat. Dann kann sich die Welt verändern und sie muss sich verändern, sonst wird es zu einem schnellen Ende kommen.
Timm: Sie sagen, wir werden von unserer Umwelt beeinflusst, somit hat die aktuell angewandte Angst-Behandlungsmethode in der konventionellen Medizin einen „Nocebo-Effekt“ auf unsere Gesundheit.
Lipton: Das ist absolut richtig, die konventionelle Medizin hat einen „Nocebo-Effekt“. Weil sie dich geradezu ermuntert, dich als Opfer zu fühlen. Wenn du genug Geld hast, kann ich dich heilen. In den USA werden 60% der Banküberfälle wegen Arzt-/Krankenhausrechnungen begangen. Wer heute als Normalbürger in den USA an Krebs erkrankt, muss oftmals sein Haus verkaufen, um die Behandlung bezahlen zu können. Und wofür? Die Chemotherapie ist Gift. Würde man einer gesunden Person eine Chemotherapie verschreiben, würde die Chemotherapie sie umbringen. Und wenn man bereits krank ist? Dann kann die Chemotherapie denjenigen schneller umbringen. Sie kann uns lediglich aufgrund unseres Glaubenssystems helfen. Neueste Studien zeigen, dass Menschen, welche die konventionelle Behandlung abgelehnt haben, eine höhere Erfolgsquote aufweisen als Menschen, die mit dieser therapiert wurden. Konventionelle Medizin ist schlecht wenn es um die Behandlung chronischer Krankheiten geht,
aber es gibt eine Ausnahme. Wahre Wunder kann die Medizin bei Transplantationen oder auch in der Chirurgie bewirken. Da die Medizin aber nicht versteht, wie chronische Krankheiten ursächlich zu behandeln sind, gibt es hier den „Nocebo-Effekt“ insofern, dass die Medizin sagt, dass es nicht möglich sei, gewisse Krankheiten zu heilen.
Timm: Wenn alles alles beeinflusst, wie kann ich den richtigen Heilungsweg für mich herausfinden?
Lipton: Wenn du lernst, im Einklang mit deinem Herzen zu leben, wird alles in Harmonie sein. Lebst du nicht in Harmonie, wirst du keinen Platz voll von Frieden und Zufriedenheit finden können. Zumeist hören wir auf unseren Kopf, da er in der Lage ist, uns Geschichten zu erzählen, Schlechtes gut aussehen zu lassen und Gutes schlecht. In deinem Herzen gibt es nur richtig oder falsch, aber die meisten Menschen hören nicht darauf.
Timm: Im Wissenschaftsgebiet der Philosophie ist es wichtig in Kategorien zu denken, wie Mikrokosmos und Makrokosmos. Wenn aber alles mit allem verbunden ist, scheinen Kategorien überflüssig. Dadurch entsteht aber Beliebigkeit, wodurch die neuartige Theorie als unzulässig angesehen wird.
Lipton: Es gibt etwas, worauf die Philosophie ihr Augenmerk noch nicht gerichtet hat: Das Universum ist aufgebaut auf fraktaler Geometrie. Geometrie ist die Mathematik der Raumstruktur, also, wenn man über die Struktur der Welt oder die Struktur von irgendetwas sprechen möchte, handelt es sich um Geometrie. Was ist so einzigartig an der fraktalen Geometrie? Fraktale Geometrie nutzt die selbe Gleichung immer und immer wieder. Du verwendest die Gleichung und löst sie, erhältst die Antwort und setzt diese erneut in die Gleichung ein. Wir nehmen eine einfache Linie und schneiden sie in die Hälfte. Wir erhalten die Hälfte, schneiden diese wieder in die Hälfte und erhalten ein Viertel. Analog erhalten wir als nächstes ein Achtel. Dies können wir unendlich fortführen, Strukturen wiederholen sich auf jedem Level der Organisation. Du möchtest wissen, wie die Menschen funktionieren? Sieh dir die Zelle an, sie ist ein Miniaturmensch. Du möchtest wissen, wie die Menschheit funktioniert? Schau dir den Zellenverbund Mensch mit 50 Billionen Zellen an, wie sie in Harmonie koexistieren. Es ist alles das gleiche, wenn du eine Ebene verstanden hast, hast du auch jede andere Ebene verstanden. „Wie oben, so unten“ und das ist der Charakter der fraktalen Geometrie. Also ob Mikro- oder Makrokosmos, es handelt sich um die gleiche Sache.
Timm: Dieser Ansatz ist wohl bisher nicht inkludiert.
Lipton: Nein, weil das neue Verständnis keinen Einzug in die gültigen Glaubenssätze finden konnte, auch deswegen wird ein Evolutionssprung kommen, Unsere Gesellschaft basiert auf Glaubenssätzen, die sich als unwahr herausgestellt haben. Neue Glaubenssätze der Harmonie, Kooperation, Einheit, Verschränkung, Verbundenheit sind zu integrieren und dann leben wir in einer anderen Welt.
Timm: Noch eine Frage zu den Kategorien: unser Gehirn kann geteilt werden in Instinkt, Verstand und Reflexion...
Lipton: Die erste Ebene der Gehirnentwicklung war der Reflex. Kein Denken, nur Reiz – Reaktion, Input – Output. Die nächste Ebene ist Reiz – Prozess – Reaktion; d.h. wenn der Reiz empfangen wird, können zusätzliche Dinge integriert werden und somit ändert sich der Output, er wird entgegen dem einfachen Reflex komplexer. Die nächste Ebene ist Input – Prozess – Verbindung des Prozesses mit dem Gedächtnis – Output. Der Reiz wird empfangen, mit all den verschiedenen Mustern und dann zusätzlich mit vorhergegangenen Erinnerungen abgeglichen, woraus dann der Output resultiert. Bewusstsein ist Input – Prozess – Output. Die höhere Ebene ist Input – Prozess – Gedächtnis – Output. Das ist die Definition eines Systems, es hat immer dieselben vier Komponenten, egal um welches System es sich handelt. Die Reflexion ist Teil der Gedächtniskomponente, weil man nur zur Seite treten kann, wenn man eine Idee davon hat, was gerade von außen auf einen einwirkt. Reptilien sind bewusst, sie leben in der Gegenwart. Säugetiere, die nächsthöhere Ebene, sind sich selbst bewusst und berücksichtigen auch die Zukunft. Reptilien machen irgendetwas und sehen sich dann an, was dabei herauskommt, wie beispielsweise George Bush bzgl. des Irakkrieges.
Timm: Der Weg zum Holismus, wie er in Ihrem Buch genannt wird, berücksichtigt die Geschichte der westlichen Welt und ist somit als Weg der westlichen Welt zu betrachten. Was aber ist mit Ländern wie Afrika oder Asien bzgl. des bevorstehenden Evolutionssprungs?
Lipton: Diese Länder leben bereits im Einklang mit der Natur. Wenn wir diese Notwendigkeit verinnerlicht haben, werden wir zu ihnen gehen und sie bitten, uns in dieser Tugend zu unterrichten. So sind auch diese Länder Samen der Zukunft.
Timm: Vielen Dank für Ihre Zeit.
REZENSION
Bruce Lipton: Wie wir werden, was wir sind (DVD)
Koha-Verlag, ISBN 978-386728-104-1
In dieser Abhandlung über das „Geheimnis des Lebens” führt der renommierte Embryologe und Histologe Bruce Lipton in sehr anschaulicher und verständlicher Weise durch die Irrungen und Wirrungen konventioneller Zellbiologie hin zu den neuesten Forschungsergebnissen der Bedeutung von Wahrnehmung aus der Umwelt aufgenommener Signale sowohl auf zellulärer Ebene wie für das Individuum als Gesamtorganismus.
Ausgehend von dem um 1650 aufgestellten Leitprinzip der Wissenschaft „Wissen sammeln, das nützlich ist, um die Natur zu beherrschen und zu steuern” erläutert er den historischen Ablauf der Herangehensweise der wissenschaftlichen Aktivitäten an das „kollektive Amöbenbewusstsein” Mensch. Die Steuerung wurde einerseits im Außen (Spiritualisten – Vermittlung – Umwelt), andererseits im Innen (Mechanisten – Veranlagung – Gene) gesucht. Durch das 1859 entstandene Werk von Charles Darwin über die Entstehung der Arten richtete sich fortan das Augenmerk auf die materialistische Ebene der Genetik. Nach über 100 Jahren Forschung wurde der genetische Determinismus (DNA – RNA – Protein) als zentrales Dogma postuliert und dadurch der Mensch zum Opfer seiner Erbanlagen degradiert. Um diese „unantastbare Wahrheit” zu untermauern und den genetischen Code vollständig zu entschlüsseln, wurde 1989 das Projekt des menschlichen Genoms ins Leben gerufen. Das 12 Jahre später feststehende Ergebnis stand allerdings absolut konträr zur zugrunde gelegten Theorie: Anstelle von 140.000 Genen, welche von der Theorie her erwartet wurden, konnten lediglich 34.000 Gene gefunden werden, wodurch auch das Bild des Menschen der konventionellen Medizin als „biochemische Maschine gesteuert durch Gene” widerlegt wurde. Denn nicht das Gen, sondern das Signal gesteuerte Protein (von denen bisher je nach Aufbau der Aminosäuren über 250.000 gefunden wurden)
ist für die Aktivität der Zelle entscheidend. Man fand heraus, dass die miteinander verzahnten Proteine jeweils eine gemeinsame Aufgabe, z.B. die Verdauung, erfüllen. Hierbei verfügt jede einzelne Zelle über eine eigene Intelligenz, die für das gemeinsame Ziel des Zellenverbunds zurückgestellt wird – jeder Mensch verfügt über 50 Bio. Zellen. Das Geheimnis des Lebens ist also die Bewegung des Proteins, welche durch ein chemisches Signal ausgelöst wird. Das Signal wird über die Membran (Zelle) bzw. die Haut (Individuum) – alle Rezeptoren sind so gesehen aus „Haut“ aufgebaut – aus der Umwelt aufgenommen. Je nach Wahrnehmung wird eine unterschiedliche physische Reaktion ausgelöst, d.h. die Art der Wahrnehmung steuert die auf der Haut, bei der Zelle Zellmembran, sitzenden Schalter (bestehend aus Rezeptor und Effektor). Dieser grundlegende Prozess der Selbstbewegung lebendiger Materie in den Zellen durch die Proteine aufgrund von Ladungsunterschieden der Proteinbausteine sowie der Zusammenhang zwischen Umweltsignal, regulatorischer DNA (Epigenetik) und Gen-Transkription werden anschaulich dargestellt mit dem Ergebnis: Unsere Aktivität sowohl auf Ebene der einzelnen Zellen wie auch des Organismus selbst wird vor allem durch unsere Umwelt gesteuert und wie wir diese wahrnehmen.
Unser Verhalten basiert auf unseren Wahrnehmungen aus Genen (Instinkte – Natur/Veranlagung), unterbewusstem Denken (erlerntem Verhalten – Erfahrung) und bewusstem Denken (kreatives Programmieren – Bewusstsein). Die Programmierung des unterbewussten Denkens erfolgt vornehmlich von der Geburt bis zum 6. Lebensjahr, das Kind lernt auch ohne direkte Anleitung durch Beobachten bei sehr hoher Aufnahmebereitschaft. In dieser Phase sowie auch bereits vor Befruchtung der Eizelle werden die Grundsteine für die Persönlichkeit des Kindes durch die jeweilige Weltanschauung der Eltern gelegt. Nicht nur die Nährstoffe, sondern auch die Informationen aus der Umwelt wirken sich bereits auf den Fötus aus. So wird
bereits vor der Zeugung durch die Umwelt und Wahrnehmung von Mutter und Vater die spätere Intelligenz des Kindes wesentlich beeinflusst. Und der spätere IQ des Kindes ist nur zu 48% von den Genen, aber zu 52% von der Umwelt abhängig, insbesondere auf Basis der nicht-genomischen Übertragung durch das Verhalten der Eltern.
Das Bewusstsein, welches sich mit der Ausbildung des präfrontalen Kortex entwickelt, unser kreativer und flexibler Part, gibt uns die Möglichkeit aufmerksam zu handeln und Verantwortung für sich und das Leben anderer zu übernehmen. Somit liegt im Menschen selbst, und nur im Menschen selbst, die Kraft für ein heilsames Leben – beeinflusst durch die Umwelt bereits vor der ersten Minute des eigenen Daseins.
Mit der These der epigenetischen Steuerung begibt sich die Biologie auf ein völlig neues Gebiet, das es weiter zu erforschen gilt. Dieser Ansatz kann den Menschen zu innerer Kraft verhelfen. Die bisherige Ohnmacht aufgrund nicht abänderbaren Erbmaterials muss nicht mehr hingenommen werden, ganz im Gegenteil, das Wohlergehen hängt maßgeblich von der eigenen Wahrnehmung ab, welche man in vollem Umfang selbst zu verantworten hat.
Wenn man sich auf diese Thematik einlassen möchte, ist der – anfangs etwas befremdlich erscheinende – abgefilmte Vortrag absolut sehenswert. Schwächen in der grafischen Aufbereitung und der direkten Übersetzung, welche den deutschen Zuhörer manchmal in seiner amerikanischen Art penetriert, kann man aufgrund der ansprechenden und packenden Art von B. Lipton verzeihen. Die Leichtigkeit und Nachvollziehbarkeit der Darstellung einer solch komplexen Thematik sind jedenfalls positiv erwähnenswert.
Die Botschaft des Vortrags, dass wir weder unseren Genen noch unseren unbewusst erworbenen Konditionierungen ausgeliefert sind, sondern dass unser kreatives (rationales und reflexives) Bewusstsein den anderen Wahrnehmungsarten potentiell überlegen ist und ein erlerntes, unbewusstes Programm zwar nicht schlagartig ausgeschaltet, wohl aber durch einen inneren bewussten Prozess abgeändert werden kann, sollte jeder für einen harmonischen Umgang mit sich selbst und seiner Umwelt verinnerlichen.
Artikel: Melanie Timm