Tiermedizin

Jenny - eine homöopathische Hundegeschichte

von Matthias Witt

Der junge Hund

Tiere strapazieren keine ‚Medizinideologie, was die Arbeit mit ihnen so angenehm macht. Der Grund sich vor 15 Jahren in die Tierhomöopathie, -akupunktur und –ozontherapie einzuarbeiten, hieß für uns Jenny, eine junge Tatrahündin, die wie die meisten jungen Hunde mit überschäumender Kraft die Hügel herauf und herunter spurtete und nicht selten humpelnd zurück geschlichen kam. „Schwache Gelenke“ nannte der behandelnde Tierarzt das, „finden sie sich damit ab und außerdem neigen große Hunderassen zu Hüftgelenksleiden.“ Das konnte uns nicht beruhigen und da wir als Ärzte schon damals mit Akupunkturtestverfahren und Test-Homöopathie unsere chronischen Patienten erfolgreich behandelten, wollten wir auch nicht weniger für Jenny. Optimistisch starteten wir damals eine Odyssee durch die verschiedenen Praxen der tierärztlichen Kollegen, die auf ihren Praxisschildern deutlich zu erkennen gaben, dass sie mit ‚Homöopathie’ und ‚Akupunktur’ arbeiten würden. Doch welche Enttäuschung. Jedes mal waren Jennys Gelenkbeschwerden für diese Tierärzte entweder gerade ‚zu akut’ oder ‚schon zu chronisch’. Nach der siebten Praxis gaben wir auf. Bei unserer Auswahl alternativer Tiermediziner hatten wir mehr ‚ grüne Trendmediziner’ als seriöse Kollegen getroffen. Vielleicht hatten wir aber auch nur Pech gehabt. Doch ein wenig ‚andere Medizin’ reicht auch in der ganzheitlichen Humanmedizin nicht. Ärztliche Kompetenz erwirbt man nun mal nicht nebenbei oder beim ‚grünen Trendsurfen’. So beschlossen wir, unsere homöopathischen Erfahrungen auf den Hund übertragen zu wollen. Doch anders als bei erwachsenen Patienten kann ein Hund sich nicht eindeutig artikulieren, kann seine Beschwerden nicht ausführlich schildern, zeigt anderes Krankheitsverhalten und eignet sich wegen seiner starken ‚Körperbehaarung’ und mangelnden Geduld nicht gerade für Akupunktur-Testverfahren. Tiermedizinische Fachbücher wurden angeschafft und Kontakte zu guten tierärztlichen Diagnostikern unterhalten. Unsere Begeisterung begann zu wachsen, als sich die ersten gute Resultate beim Hund zeigten.

Aufgrund der sichtbaren Beschwerden und den systemischen Erkenntnissen der Test-Homöopathie bekam Jenny Mischungen von homöopathischen Einzelmitteln, Komplexmitteln, potenzierten Organpräparaten und homöopathisierten Katalysatoren gespritzt. Schon nach kurzer Zeit kam sie nicht mehr humpelnd von ihren Erkundungsausflügen zurück. Der behandelnde Tierarzt nahm das zwar erstaunt zur Kenntnis, ließ jedoch Anteilnahme und weitergehendes Interesse nicht erkennen.
Wir jedoch waren neugierig geworden und versuchten den Hunden und Katzen von Freunden und Bekannten mit homöopathischen Mixturen weiterzuhelfen. Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten.

Fehldiagnosen über Fehldiagnosen
In den folgenden Jahren erfreute sich Jenny bester Gesundheit. Eines Morgens, Jenny war gerade 9 Jahre alt geworden, kam Jenny humpelnd und schwerfällig die Treppe herunter. Anstatt ihren Fressnapf zu erobern, ließ sie sich mühsam an der Haustür nieder. Ihr müder, kranker Gesichtsausdruck erschreckte uns. Ihre Nase hatte ihre feuchte Kühle verloren. Die Temperaturmessung bestätigte den Verdacht: Jenny hatte Fieber. Da es Samstag war, verstauten wir Jenny, die sich nur unter Schmerzen hinten hatte aufrichten können, zügig ins Auto. Das noch fröhliche Schwanzwedeln vom Vortag war gänzlich verschwunden. Die Diagnose der Tierärztin: Borreliose, eine von Zecken übertragbare Erkrankung, die beim Menschen Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Fieber, Hautveränderungen an der Einbissstelle auslösen kann und im weiteren Verlauf bis zu Gelenks- und Nervenerkrankungen führen kann. Die Borreliose kann, anders als beim Menschen, beim Hund schnell tödlich verlaufen, erklärte uns die bemühte Tierärztin. Ungläubig starrten wir sie an.

Nachdem sie uns noch einmal eindringlich auf die akute Lebensgefahr aufmerksam gemacht hatte, willigten wir schweren Herzens in die Injektion eines Antibiotikums ein. Doch der Erfolg blieb aus. Später konnten wir nachlesen, dass die Bewertung der Borreliose durch die Tierärztin völlig daneben lag. Am nächsten Morgen war das Fieber noch höher und der Hund schien restlos mit der Welt fertig zu sein. Vorsichtig begannen wir den Hund nach den Regeln der westlichen Akupunkturlehre abzutasten. Dabei bemerkten wir, dass Jenny bei bestimmten Akupunkturpunkten, die der Niere und der Blase zugeordnet sind, zu zucken begann. Sollte Jenny einen aufsteigenden Harnwegsinfekt haben? Da es nun Sonntag war, hieften wir den großen Hund ins Auto und fuhren in die Universitäts-Tierklinik. Der dort tätigen Oberärztin berichteten wir von dem bisher Geschehenem. Sie winkte brüsk ab. Den Borreliose-Verdacht fand sie eher lächerlich, tastete den Hund ab und schloss aufgrund des schmerzhaften Bewegungsmusters auf einen Bandscheibenvorfall. Dass das Fieber und die anderen Symptome nicht zu ihrer Diagnosen passten, schien sie nicht weiter stören zu wollen. Als wir sie mit unserem Verdacht konfrontierten, dass Jenny vielleicht etwas mit Blase und Niere haben könnte, wurde sie hellhörig. „Was machen sie denn beruflich?“ Als wir uns als Allgemeinmediziner zu erkennen gaben, gab sie uns barsch zurück: „Schuster bleib bei deinen Leisten!“ Das war dann doch zuviel für uns. Wir forderten die tierärztliche Kollegin mit Nachdruck auf, eine Laboranalyse beim Hund vorzunehmen. Kleinlaut kam sie mit dem Befund zurück: das Blutbild zeigte eindeutige Entzündungszeichen und die Nierenwerte waren auch deutlich erhöht. ‚Chronische Niereninsuffizienz’ lautete daraufhin die Diagnose der vorlauten Oberärztin. Mit 9 Jahren bei einem großen Hund wäre das am wahrscheinlichsten. Das Jenny bis zum Freitag voller Lebenskraft und Dynamik ausgelassen gespielt hatte, schien sie wieder nicht zu stören. Wir verlangten einen Ultraschall der Blase und Nieren. Sie lehnte ab, da sie das nicht könnte. Wieder packten wir unseren Hund ein und zogen Sonntagabend zu einem Notdienst habenden Tierarzt, der per Ultraschall nachweisen konnte, dass Jenny aufgrund eines aufsteigenden Harnwegsinfektes eine Nierenbeckenentzündung hatte. Jetzt wussten wir definitiv, woran wir waren. Die homöopathische Behandlung konnte beginnen. Mit einem homöopathischen Cocktail aus Cantharis C30, Dulcamara C30, Apis C30, Arsenicum album C30, Aconitum C30, Solidago comp.Heel, NeyNephrin und Coenzyme comp.Heel war Jenny nach 6 Tagen wieder vollständig gesund.

Der alte Hund
In den folgenden Jahre blieb Jenny bis auf altersbedingte Gelenkbeschwerden erfreulich fit.
Mit 14 Jahren, berechnet auf Menschenjahre war Jenny damit weit über 100 Jahre alt, erkrankte sie an einer Lungenentzündung . Ihre Beschwerden, das Abhorchen der Lungen, die Laborwerte und das Röntgenbild von der Lunge waren eindeutig: Lungenentzündung mit Beteiligung des Rippenfells. Der Tierarzt spritzte ihr ein Antibiotikum, was bei Jenny wenig auszurichten schien. Das Fieber stieg und die Schwäche nahm zu. Einen Tag später setzte der sichtlich erschöpfte Hund schwarzen Urin ab. Die Untersuchung des Urins zeigte deutlich Zeichen einer sogenannte Hämolyse ist.

Hämolyse – wenn die roten Blutkörperchen zerfallen
Eine Hämolyse heißt, dass die Zellwände der roten, Sauerstoff tragenden Blutkörperchen (Erythrozyten) zerfallen und den roten Blutfarbstoff, Hämoglobin, freisetzen. Das Blutbild bei Jenny bestätigte es: 1/3 ihrer roten Blutkörperchen waren zum Vortag hin zerstört und wenn der Zerfall im selben Tempo voranschreiten würde, wäre der Hund in spätestens 1-2 Tagen tot. Was konnte die Ursache sein: 1. die Erreger der Lungenentzündung: Streptokokken, die eine Hämolyse hervorrufen können, 2. das Antibiotikum, das in manchen Fällen auch den Zerfall der roten Blutkörperchen auslösen kann und 3. eine Autoimmunerkrankung, wo der eigene Körper gegen seine eigenen Erythrozyten feuert. Letzteres wurde im nach hinein durch einen Bluttest ausgeschlossen. Der Tierarzt, Schulmediziner, hochtechnisiert und zusätzlich ein Spezialist im Verkauf von Futtermitteln und -zusätzen war rat- und hilflos. Er befürchtete bei Jenny das schnelle Ende kommen. Als homöopathische Allgemeinmediziner kam uns Lachesis, ein Schlangengift, in den Sinn, dass einen ähnlichen Zerfall der roten Blutkörperchen hervorrufen kann. Wir spritzten der Tatrahündin Lachesis Injeel forte, eine homöopathische Verbindung, in der das Gift der Buschmeisterschlange aus Südamerika von der D6 bis zur D200 enthalten ist, in die Vene. Am nächsten Morgen trauten wir unseren Augen nicht: der Urin sah wieder normal aus. Die Urin- und Blutuntersuchung bestätigten es: die lebensbedrohliche Hämolyse war gestoppt! Das Antibiotikum blieb weiter abgesetzt. Jenny bekam in den folgenden Tagen morgendlich 2,2 g Vitamin C intravenös, abends 180 µg medizinisches Ozon plus einem ‚homöopathischen Cocktail’ gegen die Lungenentzündung in den Muskel gespritzt. Innerhalb von 4 Tagen erholte sich die alte Hündin von ihren lebensbedrohlichen Erkrankungen.

Ein homöopathisches Einzelmittel hatte bei der Hämolyse und ein erweiterter komplexhomöopathischer Ansatz hatte gegen die quälende Lungenentzündung geholfen. Obwohl der Hund alt und am Ende seiner Kräfte war, obwohl ihm zuvor ein Antibiotikum und ein Kortisonpräparat vom Tierarzt gespritzt worden war, reagierte die Tatrahündin auf die regulativen Reize der Homöopathika. Alles komplementärmedizinisch erprobte Therapiemöglichkeiten, die eingefleischte Schulmedizinier ignorant belächeln würden und viele ‚Klassische Homöopathen’ heute noch als aussichtslos ansehen würden oder in ihrer komplexen Mischung ideologisch ablehnen würden. Trotz ihres biblischen Alters erholte sich Jenny nach dieser lebensbedrohlichen Erkrankung wieder vollständig.

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